München, 01.12.1976 (kpf, Siemens-Publikation) – In Industriestaaten bilden Wissenschaft, Technik, Wirtschaft, Gesellschaft und Staat ein kompliziertes Wirkungsgefüge, das einem ständigen Wandel unterliegt. Bei der Betrachtung der Ursachen dieses Wandels müssen nicht nur weltweite politische und soziale Veränderungen einbezogen werden: immer mehr gewinnen die Einflüsse neuer Technologien und Techniken an Bedeutung. Einerseits ist ein ständiger Wandel von Wissenschaft und Technik in Abhängigkeit von den Verhältnissen in Wirtschaft, Gesellschaft und Staat zu beobachten: ein Beispiel dafür ist das Setzen von Prioritäten durch den Staat bei der Nutzung der Kernenergie zur Sicherung einer ausreichenden Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland. Andererseits wandelnsich auch Wirtschaft, Gesellschaft und Staat in Abhängigkeit von den Fortschritten in Wissenschaft und Technik. So führten etwa die Entwicklungen auf dem Automobilsektor nicht nur zu einer höheren Mobilität des einzelnen, sondern auch zu einer umfangreichen Gesetzgebung mit allen Konsequenzen für Staat und Gesellschaft. Im folgenden wird versucht, einige ausgewählte Probleme des sehr komplexen und weitreichenden Einflusses der Elektronik, besonders der Halbleitertechnologie, auf Wirtschaft, Gesellschaft und Staat exemplarisch nachzuzeichnen und darzustellen.

Die Dynamik der technischen Entwicklung

Betrachtet sei zunächst ganz allgemein der

Einfluß von Wissenschaft und Technik auf

den Menschen.

Der Philosoph und Soziologe Arnold

Gehlen hat am trefflichsten den Zusammenhang

zwischen der organischen Mittellosigkeit

des Menschen und seiner F.rfindungs-

Intelligenz dargestellt. Er boschreibi.

»wie der Mensch in jeder natürlichen urwüchsigen

Umwelt aus Mangel an spezialisierten

Organen und Instinkten lebensunfähig

ist und wie er folglich durch intelligentes

Verändern der beliebig vorgefundenen

Naturumstände die Bedingungen

seines physischen Überlebens erst herstellt.

Die Geschichte dieser Herstellung ist die

Geschichte der Technik mit all ihren wirtschaftlich-

sozialen und politischen Folgen.

Mit Gehlen kann sie als Organentlusiuni;.

Organer.saiz oder Organüherhictung durch

die Mittel der Technik dargestellt werden.

Dieser Prozeß des Entlastens. des Ersetzen

« und des Überbictens der organischen

Fähigkeiten des Menschen vollzieht sich

gewissermaßen als technische Substitution

von

organischen Fertigkeiten.

z.B. durch Erfindung und Gebrauch von

Werkzeug;

organischer Energie,

z.B. durch Nutzung natürlicher Energien,

wie Wind, Wasser, fossile Energieträger

usw.;

organischer Intelligenz

durch apparative Intelligenz  z.B. durch

Nutzung der Elektronik bei Informationsspeicherung

und -Verarbeitung.

Das Entlasten. Ersetzen und Überbieten

der organischen Fähigkeiten des Menschen

durch technische Substitute hat mit

dem Einsatz der Mikroelektronik seinen

Höhepunkt erreicht: Organische Intelligenz

wird durch apparative Intelligenz substituiert

(s. Bild).

Da Struktur und Verlauf dieses universalen

Prozesses in diesem Beitrag nur kurz

gestreift werden können, sei zunächst nur

festgehalten, daß die kreative Erfindung

von Techniken, ihre intelligente Nutzung

und praktische Weiterentwicklung

gewissermaßen zur Natur des Menschen

nehören.

Strukturen der technischen Entwicklung

Bei der Struktur der technischen Entwicklung

kann man zwei Tendenzen unterscheiden.

Eine wurzelt in der Ebene der

Erzeuger Wissenschaft und Wirtschaft

als Technologieanbieter . die andere in

der Ebene der Verbraucher von Konsumund

Investitionsgütern. Von ihr wiederum

wird die Dynamik der technischen Entwicklung

wesentlich bestimmt, die gekennzeichnet

ist durch Produktivitätsfortschritte.

die der Wettbewerb erzwingt und

die durch technische und organisatorische

Rationalisierung gesichert werden.

Der Sog. der von der Verwendungsseite

auf die technisch-technologische Entwicklung

ausgeht, wird im wesentlichen hervorgerufen

durch Wünsche nach Erhöhung

des Nutzungskomforts.

„Der Substitutionsprozess von Kraft durch Energie und

Intelligenz, der die bisherige technische Entwicklung weitgehend

bestimmt hat setzt sich in Zukunft fort mit dem

Ersetzen biologischer Intelligenz durch apparative Intelligenz

Dadurch eröffnen sich für die weitere Entwicklung

der Technik völlig neue Möglichkeiten“ ((Bildbeschriftung))

Verfeinerung der technischen Teilfunktionen sowie Steigerung

der Qualität der Produkte, und

dies bei gleichzeitiger relativer Preissenkung

bzw. erhöhter Produktivität und

damit anwachsender Breitennutzung.

Mit Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen

Kolgen des Minsutz.es der Elektronik

(einschließlich Software und Brainware)

möchte ich zwei technologie- und Wirtschaft

sgeschichtliehe Phasen unterscheiden:

Phase I

Technologie

Anwendung z.B. von Mechanik. Elektrizität

und Chemie (Apparate. Verfahren.

Werkstoffe usw.)

Wirtschaft

Quantitativ-extensives Wachstum (immer

mehr Güter für immer größere Nutzerk

reise)

Phase 2

Technologie

Anwendung der apparativen Intelligenz

(Mikroprozessoren. Speicher. Steuerungseinheiten.

Software)

Wirtschaft

Qualitativ-intensives Wachstum {Güter

mit integrierten Funktionen zur Substitution

\on bisher nicht integrierten Gütern)

In dieser zweiten Phase, der Phase der

Entlastung des Menschen von physischen

und einfachen psychischen Funktionen.

werden zugleich seine geistigen Fähigkeiten

(Kreativität. Lernfähigkeit. Flexibilität)

höher beansprucht. Langfristig werden

es diese Leistungen (Brainware) sein,

die seine weitere Entwicklung bestimmen,

und nicht wie bisher das von vielen

geachtete Gedächtnis als Speicherkapazität

des Menschen.

lnnovationsexplosion und Adaptionszwang

In der Phase der Nutzung der apparativen

Intelligenz, werden neue Verlaufsmuster

der technologischen, technischen, wirtschaftlichen

und sozialen Entwicklung

auftreten. Sie werden Staat. Wirtschaft

und Gesellschaft mit ganz neuen Problemen

in unvorhergesehenem Umfang konfrontieren.

Beim Betrachten dieser Entwicklung

sind vor allem Innovationsschub

und Adaptionszwang zu unterscheiden.

Innovationsschub

Der Einsatz der apparativen Intelligenz

führt zu verstärkter Integration der bisherigen

technischen Teilfunktionen in Geräten.

Apparaten und Systemen.

Inlegrationsmöglichkeiten wurden durch

die Mikroelektronik geschaffen. z.B. in

den Bereichen der Wahrnehmung (Meßtechnik),

der Übertragung (Nachrichtentechnik)

und der Informationsverarbeitung

(Datentechnik).

Das Aufnehmen dieser Innovationsmöglichkeiten

in den Anwendungsbereichen

(z.B. Maschinenbau, Elektrotechnik.

Dienstleistungssektor, Konsumgüterbereich)

erfordert erhöhten Einsatz technologischen

Wissens und technischen Könnens,

neue Formen der Erschließung von

Finanzquellen zur Finanzierung betrieblicher

Umstellungen, neue Arten der Kooperation

und Kommunikation zwischen

unterschiedlichen Bereichen (z.B. Produktentwicklung

und Wissenschalt. Vorlieferanten

und Nutzern) und produziert

eine Fülle neuer Sekundärn • \ .m.Mie!. ;:

diesen Sektoren.

Adaptionszwang

Die-technisehe Integration all dieser Innovationen

wiederum verlangt verstärktes

Systemdenken und System-Management.

Wegen der Reichweile der Folgewirkun-

gen der Mikroelektronik ergeben sich Anpassungszwänge,

die beantwortet werden

müssen durch:

  • verstärkte Technologieplanung im Verbund

von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft,

  • erhöhte Vermittlung technologischen Wissens

durch die Medien, Presse, Rundfunk,

Fernsehen und veränderte Ausbildungsmethoden

und -inhalte (lebenslanges Lernen.

Umschulen usw.).

  • neue Techniken des Innovations-Managements

zur Unterstützung der Anpassungsprozesse

in Branchen und Betrieben.

  • erhöhte Mobilität und Flexibilität der

sozialen Kontaktaufnahme und Kontaktpflege.

  • erhöhte Eigenverantwortlichkeit bei der

Produktentwicklung (Technologienutzung)

und Produktanwendung (Mißbrauch).

Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bewältigen

dieser neuen Phase der Industrialisierung

sind ein verändertes, systemonentiertes

Bewußtsein, das politische

Durchsetzen eines Innovationsverbundes

(z.B. effektiveres Koppeln der Hochschulen

mit der Industrie), der alle betroffenen

gesellschaftlichen Gruppen einbezieht,

und eine erhöhte Flexibilität aller sozialen

Strukturen (sowohl im privaten als auch

im öffentlichen Bereich).

Diese Entwicklung tendiert auf das, was

Karl-Reimund Popper die offene Gesellschaft

nennt: eine Gesellschaft autonomer,

also entscheidungswilliger, kreativer, flexibler

und lernbegieriger Individuen.

Die Wechselwirkung von Innovationsschub

und Anpassungszwang ist in Form

einer Innovationsspirale dargestellt

(s. Bild). In dieser Darstellung wird die

Beschleunigung des Innovationsprozesses

„Die dynamische Entwicklung der Elektronik (Spirale) imVerhältnis zu den Anforderungen, die an den Menschenbei der Nutzung der neuen Technologien gestellt werden(Weißer Keil). Im Grenzbeceich (graue Fläche] kann es zueiner Überforderung des Menschen kommen, wenn dieZeit für das Erlernen technologiekonformer Fähigkeiten nicht ausreicht (oberer Teil der Spirale)“ ((Bildbeschriftung)).

verdeutlicht. Hatte der Mensch in der

Vergangenheit Zeit sich an neue Technologien

anzupassen, so verkürzt sie sich in

der Gegenwart zunehmend. An der Entwicklung

der Halbleitertechnologie ist dies

deutlich zu erkennen.

Zur Ablösung der Röhren durch Transistoren

und integrierte Schaltkreise waren

rund 20 Jahre nötig. Um 1970 kamen die

ersten Mikroprozessoren auf den Markt.

Heute ist die Entwicklung auf diesem Gebiet

bereits so weit, daß es zu Substitutionsprozessen

durch neue Typen kommt

(man spricht von der dritten Generation),

bevor die vorhergehenden Systeme in Produkten

praktisch voll angewendet werden.

Eine künstliche Verlangsamung dieses

Prozesses würde schwerwiegende wirtschaftliche

und soziale Folgen haben. Sie

wird auch nur dann eintreten, wenn die

Grenzen der menschlichen Erfassungsund

Anpassungskapazität erreicht sind.

Darum ist es notwendig, die Anpassungsfähigkeiten

weiterzubilden.

Technologische Entwicklung

und wirtschaftlicher Strukturwandel

Mit den bisherigen punktuell herausgegriffenen

Kriterien sollen die tiefgreifenden,

durch die Elektronik hervorgerufenen

Veränderungen aufgezeigt werden. Das

Verständnis für diese Umstrukturierung in

allen Bereichen ist in Zukunft von großer

Bedeutung.

Branchenstruktur

Durch Elektronik werden bestehende

Branchenstrukturen einem gravierenden,

teehnologiebedingten Wandel unterworfen.

Vor allem die fortschreitende Substitution

von Mechanik, besonders durch die

Mikroelektronik, macht es notwendig, bei

der Betrachtung und Unterstützung des

davon ausgelösten Strukturwandels technologieoncntiert

und weniger hranchc»-

orientiert zu denken und zu handeln In

der Innovationskonkurrenz entscheidet

häufig die schnellste und effizienteste Beherrschung

und konsequente Nutzung

(Produktion und Markteinführung) neuer

Technologien. Halbleiterhersieller haben

technologisch die Möglichkeiten der Vorwärtsintegration.

Darunter versteht man

in einer arbeitsteiligen lnduslriestruklur

das Ausweiten der Fertigungstiefe in Richtung

Endprodukt, also für die Bauelementeindustrie

das Vorantreiben ihrer

Aktivitäten in den Bereich der Geräteindustrie

im Extremfall bis hin zum

Endgerät und dessen Vermarktung. Wobei

Kapitalausstattung. Finanzicrungsmöglichkeit.

Massenproduktion. Erschließen

neuer Märkte und Nutzung neuer Vertriebssysteme

die Voraussetzung schaffen.

tief in herkömmliche Branchen einzudringen.

Als Beispiel könnte hier die Entwicklung

auf dem Tischrechner-. Uhren-.

Radio- und Datenübertragungsbereich

herangezogen werden.

Vorwärtsintegration ist nur dann erfolgreich,

wenn neben den technologiebedingten

Produktvorleilen eine systematische

Marktforschung und -erschlicßung betrieben

wird. Ohne genaue Marktkenntnisse

ist jede Vorwärtsintegration mit erheblichen

finanziellen Risiken verbunden.

Entscheidendes Problem bei der Vorwärtsintegration

ist die Marktkenntnis, die

ihrerseits primär bei den traditionellen

Produzenten vorhanden ist.

Als Alternative zur Vorwärtsintegration

bietet sich eine systematische Veiwertung

neuer Technologien durch die traditionellen

Produzenten an. Diese Alternative erscheint

langfristig effizienter, wie folgendes

Beispiel verdeutlicht:

Einige amerikanische Halbleiterhersteller

erzielten mit der Einführung der LEDUhr

(lichtemittierende Diode) kurzfristige

 

Marktvorteile trotz eindeutiger Nachteile

dieser Uhr, wie hoher Energiebedarf und

Zeitangabe nur auf Knopfdruck (Zweihanduhr).

Deutsche Uhrenhersteller folgten

diesem Produkttrend nicht. Aufgrund

ihrer langjährigen Marktkenntnisse orientierten

sie sich an langfristigen Markterfordernissen,

denen sie mit einer systematischen

Nutzung neuer Technologien zu

entsprechen trachten, also mit der LCDUhr

(Flüssigkristallanzeige) mit geringerem

Energiebedarf und ständig sichtbarer

Anzeige.

Man kann davon ausgehen, daß der Einsatz

der Halbleitertechnologie nicht nur

die Uhrenindustrie grundlegend verändern

wird, sondern bereits viele Wirtschaftsbereiche

bis tief in den Dienstleistungssektor

erfaßt. Allerdings sind die Auswirkungen

in manchen Bereichen noch nicht voll erkannt.

Berufs- und Betriehsstrukturen

Auch die Berufs- und Betriebsstrukturen

unterliegen einem tiefgreifenden, technologiebedingten

Wandel, denn die beschleunigte

Technologieerzeugung. -Vermittlung

und -nutzung schaffen betriebliche und

berufliche Anpassungszwänge neuer Art:

Die Berufsinhalte verändern sich mehrfach

während eines normalen Berufslebens.

Einerseits werden traditionelle Berufe, wie

der des Uhrmachers, für die Produktion

bedeutungslos, andererseits verändern sich

die Berufsinhalte gravierend. z.B. die des

technischen Zeichners, des Konstrukteurs

und des Entwicklungsingenieurs.

Für den im Beruf stehenden Menschen bedeutet

dies, daß er verstärkt Eigenschaften

wie Flexibilität. Kreativität und Lernfähigkeit

entwickeln und sich auf eine optimale

Nutzung der apparativen Intelligenz

einstellen muß.

Betriebsstrukturen müssen den technologiebedingten

Änderungen der Berufsinhalte

mit besonderen Anpassungsleistungen

folgen. An die Stelle vertikaler Organisation

werden mehr horizontale Koo»-.crationsformen

mit starker Delegation von

Verantwortung treten bei gleichzeitig stärkerer

Finanzkontrolle. Ursache dieses betrieblichen

Strukturwandels sind Möglichkeiten

dezentraler Informationsverarbeitung.

Diese Möglichkeiten werden durch

neue Formen apparativer Intelligenz geschaffen,

d.h. durch die Fortschritte auf

dem Gebiet der Mikroelektronik.

Die Nutzung der neuen technologischen

Möglichkeiten macht neue überbetriebliche

Kooperationsformen notwendig:

zur Erschließung neuer Finanzquellen und

technologischen Know-hows,

zur Bündelung des Nachfragepotentials.

um Mengen für notwendige Vorprodukte

zu erreichen, die z.B. die rationelle Produktion

integrierter Bausteine erst ermöglichen.

Neue Kooperationsformen sind auch notwendig

zwischen wissenschaftlichen: technologischen

und wirtschaftlichen Wissensträgern,

um neues Anwendungswissen

marktgerecht aufzuarbeiten. Dabei müssen

sich die Wissenschaftler an den Bedürfnissen

des Marktes stärker orientieren und

ihr Wissen transferieren (z.B. Einrichtung

von Meßplätzen für Mikroprozessoren an

den Forschungsinstituten, um den Umgang

mit diesen neuen Bausleinen für die

Anwender zu erleichtern).

Nur neue institutionelle Strukturen und

angemessene Managementtechniken können

den Erfolg der Vermittlung technologischen

Wissens und technischen Könnens

sicherstellen. Ohne diese Vorkehrungen

würden sich beträchtliche Fehlinvestitionen

und strukturelle Fehlentwicklungen

ergeben.

Technologische Entwicklung und gesellschaftlicher Wandel

Die technische Nutzung der Ergebnisse

der wissenschaftlichen und technologischen

Forschung hat bereits zu weitreichenden

wirtschaftlichen und sozialen

Wandlungsprozessen geführt, die durch

die Halbleitenechnologie eine neue Qualität

erreicht haben. Da die Mikroprozessoren

niedrige organische Intelligenzleistungcn

substituieren, sind sie in nahezu allen

Arbeits- und Lebensbereichen verwendbar.

Dementsprechend gravierend werden die

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen

Folgewirkungen ihres Einsatzes sein.

Die Dynamik dieses Prozesses erfordert

beträchtliche Anpassungsleistungen auf

der politischen Steuerungsebene und auf

der wirtschaftlich-gesellschaftlichen Ablaufebene.

Neue Formen der Forsehungs- und Wirtschaftspolitik

mit einer beständigen Rückkopplung

zwischen Staat. Wirtschaft (Industrie)-

und den gesellschaftlichen Gruppen

sind erforderlich. Diese Wechselwirkungen

können angesichts der Geschwindigkeit

dieses Prozesses nur von Managern

beherrscht werden, die durch persönliche

Erfahrungen in geeigneten Positionen

sowohl im Staat als auch in der Wirtschaft

entsprechend vorbereitet sind. Erhöhte

Mobilität und Flexibilität, gekoppelt

mit neuen Kommunikations- und

Umgangsformen (Ethos der Sachlichkeit),

sind die Voraussetzungen einer effizienten,

technologieorientierten Strukturpolitik

(sektoral und regional). Die Programme

der Technologieförderung bedingen eine

Risikoentlastung der Unternehmen, die

Produkte mit sehr hohem Innovationsgrad

herstellen, bei gleichzeitiger Erhaltung des

Marktmechanismus.

Aufgrund des neuen Innovationsschubs

müssen nicht nur neue Betriebs-, sondern

auch neue Ausbildungsformen entwickelt

werden. Es hat sich gezetgt. daß gemessen

am jeweiligen Stand der Technologie,

selbst die Ausbilder im Durchschnitt nur

noch über 25% des aktuellen Wissens auf

dem jeweiligen Spezialgebiet verfügen.

Dem kann, wie ebenfalls empirische

Untersuchungen zur Technologievermittlung

und zum Innovationsverhalten gezeigt

haben, am besten begegnet werden

durch effizienteste Wissensvermittlung in

informellen Kontakten und über Personaltransfer.

Dementsprechend wird eine zu

geringe Mobilität und Flexibilität vermutlich

zu einer Zunahme der psychosozialen

Konflikte führen.

Auf die gesellschaftlichen Folgen der technologischen

Entwicklung kann an dieser

Stelle im einzelnen nicht eingegangen werden.

Der technologiebedingte Strukturwandel

wird wegen des aus ihm resultierenden

und auch gesellschaftlich notwendigen

Fortschritts nicht aufzuhalten sein.

Aufgabe des Managements dieses Anpassungsprozesses

ist es. den Wandel zu

steuern, um mögliche negative volkswirtschaftliche

und soziale Folgen zu vermeiden

1976-12_Siemens-Beiträge-aus-Forschung-Technik-Wirtschaft-Gesellschaft_kpf-Artikel-S9ff_Der-strukturelle-Wandel-in-Industrie-und-Gesellschaft