Eduard Heilmayr, damaliger Markt und Technik Redakteur, nennt in diesem Artikel erste, essentielle Stimmen aus dem 1. Internationalen Venture Capital Kongress 1983 in München von Entscheidern aus Politik und Wirtschaft. Dieser frisch ins Leben gerufene Kongress im Bereich Venture Capital und Technologiefinanzierung ist Beleg dafür, wie sehr man mittlerweile die Notwendigkeit sieht, dass alternative Formen der Finanzierung von Innovationen diskutiert und in die Praxis umgesetzt werden.
»Weg vom Geldkapital – hin zum Risikokapital«, so das Fazit von Dr. Rudolf Sprung, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, auf dem »1. Internationalen Venture Capital Kongress«. Mit Subventionsprogrammen allein sei der Industrie nicht geholfen. Nicht zuletzt seien die Probleme auch eine Mentalitätsfrage, so Baden-Württembergs Ministerpräsident Lothar Späth: »Ich will Ihnen Mut machen, einen Weg zu gehen, den Politik und Gesellschaft gemeinsam gehen müssen«, beschrieb Späth das Ziel seiner begeistert aufgenommenen Rede.
»Risikofinanzierung ist nicht gleich Projektfinanzierung«, mit diesem Kernsatz stellt Axel Schmidtke, Mitveranstalter des zweitägigen Kongresses in seiner Eröffnungsrede die Problematik der Venture-Capital-Szene ins rechte Licht. Man wolle im Rahmen der Veranstaltung versuchen, die Venture-Thematik aus der akademischen Diskussion herauszuholen und in einen praktischen Umsetzrahmen rücken.
Stellvertretend für Bundeswirtschaftsminister Graf Lambsdorff begrüßte Staatssekretär Sprung »die schöpferische Unruhe auf dem Risikokapitalmarkt«. Man könne bei den Bemühungen um eine langfristige erfolgreiche Verbesserung der Wirtschaftslage auf innovative Finanzierungsformen bei der Gründung von technologieorientierten Unternehmen nicht verzichten. Sprung warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen: »Für eine ausgearbeitete Risikokapitalstruktur ist es noch zu früh.« Aber von Regierungsseite sei die Bereitschaft zu geeigneten Maßnahmen vorhanden, nun die Innovationsschwäche der deutschen Wirtschaft zu beheben. Sprung weist dabei dem Venture-Capital-Gedanken »höchste wirtschaftliche Priorität zu«.
»Wir kranken daran, dass wir Milliarden Mark in die Industrie von gestern stecken und jene von morgen erst diskutieren«, so Ministerpräsident Lothar Späth. Was Späth anstrebt, sei eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: »Zu diesem Zweck bauen wir beispielsweise in Pfaffenwald bei Stuttgart ein Mikroelektronikzentrum mit einem Investitionsvolumen von 60 Millionen Mark.« Ein ausführlicher Kongressbericht folgt in einer der nächsten Ausgaben.
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